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Hintergrund zu den Stilrichtungen

Hier sind einige Hintergrund-Informationen zu den einzelnen Ryu-ha / Stilrichtungen, die im Shinzan Budojo Westerwald unterrichtet / gelehrt werden.

Gyokko Ryū Kosshijutsu

玉虎流骨指術

Die Gyokko Ryu ist die älteste Schule, die bei uns unterrichtet wird.

Die Grundlagen dieser Schule entstanden in China während der T’ang-Dynastie (618-907 n.Chr.).

Es wird vermutet, dass ein chinesischer Leibwächter des Kaiserhofes namens Cho Gyokkō,

diese Grundlagen nach dem Fall der Dynastie auf seiner Flucht nach Japan brachte.

Unter dem Namen Gyokkō Ryū wurde die Schule jedoch erst im 12. Jahrhundert von einem

Samurai namens Tokawa Hakuunsai zusammengefasst.

Die Schule stammt aus der Hogen Epoche (1156-1159 n.Chr.) und ist somit eine der ältesten

dokumentierten Kampfkunstschulen in Japan.

 

Der Name Gyokko Ryu setzt sich zusammen aus den Zeichen 

gyok(u) 玉 = Juwel, Edelstein /  ko 虎  =  Tiger   /   ryu 流  =  Schule

Gebräuchlich ist dabei die Übersetzung „Schule des Juwelentigers”, was jedoch auch als Tigerjuwel gelesen werden kann und sich vermutlich auf die Augen des Tigers bezieht.

 

Die Gyokku Ryu hat einen engen historischen Bezug zur Koto Ryu, nicht zu Letzt, da beide Schulen ihren Ursprung in China haben.  Beide Schulen haben z.B. einige gemeinsame Großmeister zu verzeichnen und ergänzen sich vom technischen Aspekt hervorragend.

Im Gegensatz zum Koppojutsu der Koto Ryu verwendet die Gyokko Ryu hauptsächlich das Kosshijutsu basierte Techniken, d.h. es werden gezielt Muskeln und Organe angegriffen. 

 

Bewegungen werden oft kreisförmig ausgeführt, um den Gegner aus der Balance zu bringen.

Die Gyokko Ryu zieht es vor, den Gegner auf etwas größer Distanz zu halten, damit dieser keine Konter einsetzen kann.  Durch die kreisförmigen Bewegungen scheint diese Schule langsamer und weicher.   Die Gyokko Ryu enthält mehr Würfe und Hebel als die Koto Ryu.

Man erkennt, dass beide Schulen auf gegensätzliche Dinge wert legen und somit zusammen trainiert eine gute Basis bilden.

 

Ein Leitspruch der Gyokko Ryu, welcher die innere Einstellung des Kämpfers deutlich macht lautet:

„Das Herz eines Kriegers ist wertvoll und wichtig.”

Koto Ryu Koppojutsu 

虎倒流骨法術

Bei der Koto Ryu handelt es sich um einen Stil, welcher ursprünglich von China über Korea nach Japan gebracht sein soll.   Dorthin kam diese Schule vermutlich durch einen chinesischen Krieger namens Chan Busho, der genaue Ursprung ist jedoch nicht bekannt.

Unter dem Namen „Koto Ryu” wurde die Schule jedoch ca. 1540 von Sakagami Taro Kunishige zusammengefasst. Hier zeigt sich eine Verbindung zur Gyokko Ryū, denn Sakagami war Oberhaupt, der 10. Sōke der Gyokko Ryu und Gründer der Kotō Ryū.

 

Dadurch wurde die Koto Ryu einige Zeit lang nur an den nächsten Sōke der Gyokko Ryu gelehrt und weitergegeben.

Koto Ryu  (jap. 虎倒流) lässt sich auf zwei verschiedene Weisen übersetzen:

a) „Die Tiger niederschlagende Schule” oder

b) „Schule des niederschlagenden Tigers”.

 

Der Name setzt sich aus folgenden Schriftzeichen zusammen:

ko 虎    =    Tiger

tō 倒     =    fallen, zusammenbrechen / umwerfen, stürzen, besiegen

ryū 流   =    Schule

 

Die Auslegungen des Namens spiegelt sich in der Ausführung der Kata wieder:

Entweder man kämpft gegen den Tiger (als Synonym für einen starken Gegner) oder man kämpft schnell und entschlossen wie ein Tiger.  Die Koto Ryu wird zu den klassischen jap. Kampfkünsten

der Kategorie des Koppojutsu (jap. 骨法術) gezählt.

Das bedeutet, dass in dieser Schule die Struktur des gegnerischen Körpers durch Schläge gegen Gelenke und  Knochen "gebrochen" wird, um so seinen Kampfwillen zu stoppen.


Die Bewegungen dieser Ryu sind gradlinig und die Techniken werden schnell, direkt und hart gegen den Gegner ausgeführt, wodurch dieser wenig Zeit für Reaktionen erhalten soll.

Die Stilrichtung nutzt eher markante Schläge und Tritte, als Würfe und Hebel.

 

Ein Leitspruch der Koto Ryu lautet :   „Die Augen sind alles.”

Takagi Yoshin Ryu Jutaijutsu

高木揚心流柔体術

Die Geschichte der Takagi Yoshin Ryu Jutaijutsu beginnt um das 13. Jahr des Eiroku Zeitraum (1570) im Gebiet der Funagata Yama von Miyagi, in dem der Berg Priester namens Abe Unryu (Wolkendrachen) lebte. 

Die Familie Abe war im Besitz von Schriftrollen, die sowohl geistige, als kriegs-handwerkliche Inhalte besaßen.   Unryu war ein Experte in Taijutsu, Bojutsu, Yarijutsu und Shurikenjutsu.

Er unterrichtete einen Samurai aus Katakura Kojuro in der Provinz Fukushima namens Ito Sukesada.  Er fügte Hanbo (ca 90 cm Stock), Kenjutsu (Schwert) und Kodachi (Kurzschwert) zu dem hinzu,  was sein Lehrer Unryu hatte ihm beigebracht hatte.

 

Oriemon wird nachgesagt, dass er diese Lehre im Alter von nur 20 Jahre gemeistert haben soll.

Im Alter von 60 Jahren soll er sechs verschiedene Kampfkünste der kaiserlichen Leibwache von Kaiser Higashiyama beherrscht haben. 

Oriemon fügte Techniken aus dem Sumo hinzu, um es zu einem System des Jutaijutsu zu vervollständigen.  Er war von den Lehren und den Worten seines Vaters inspiriert, der die Ausbildung seines Sohnes mit den Worten begleidete:   

                        "Eine Weide ist flexibel, aber ein hoher Baum ist zerbrechlich."

Diese Worte beschreiben die charakteristischen Bewegung eines Schüler der Takagi Yoshin Ryu.  Eine Weide ist flexibel und passt sich dem Wind an, die Techniken dieser Schule nutzen diese Eigenschaften als Stärke gegenüber der Steifheit durch reine Kraft.

Oriemon beschloss seinem Kampfstil nach seinem Namen und dem der Einfluss seines Vaters zu nennen.

 

Im 17. Jahrhundert trugen der Soke von Takagi Yoshin Ryu Takagi Gennoshin Hideshige und 15. Soke der Kukishin Ryuū, Kihei Shigenobu, einen freund-schaftlichen Vergleichskampf aus.

Die Soke der Schulen wurden enge Freunde und tauschten Techniken beider Systeme , wodurch die bisherigen Schulen sogar neu strukturiert wurden.   In beiden Schulen gibt es gemeinsam verwendete Kata und Kampftechniken.  Die Takagi Yoshin Ryu und die Kukishin Ryu werden seitdem in der Geschichte als Geschwister Ryu-ha geführt.

 

Während der Tenpo-Ära am Ende des Tokugawa-Shogunats (um das Jahr 1841), trennten sich drei hochranginge Studenten von Ihrem Lehrer Yagi Ikugoro Hisayoshi (13. Oberhaupt der Takagi Yoshin Ryu).    Es bildeten sich dadurch 3 neue Zweige der Schule, die Seito-Ha Fujita Takagi Yoshin Ryū, Ishibashi Takagi Ryū und Ishitani Takagi Yoshin Ryu.

 

Takamatsu Sensei studierte Takagi Yoshin Ryu unter Yoshitaro Tadefusa Mizuta beginnend im Jahr 1908.  Von Takamatsu Sensei wurde diese Schule an M. Hatsumi als nächster Soke dieser Linie weitergegeben. 

 

Im Shinzan Budojo unterrichten wir nach den Überlieferungen diese Zweigs.

Shinden Fudo Ryu

神伝不動流

Die Entstehung der Shinden Fudo Ryu lässt sich etwa auf das 12. Jahrhundert datieren.

Ihre Wurzeln stammen aus der Heian Epoche, einer Zeit des Aufstiegs der Samurai als

Kriegsadel und mit vielen kämpferischen Auseinandersetzungen.

 

Für den Namen der Schule werden folgende Schriftzeichen verwendet:

shin 神     =    Gott/göttlich  /   den 伝      =    überliefern

fu 不         =    (Präfix) un-    /    dō 動        =    bewegen, sich bewegen

ryu 流      =    Schule

 

Die häufigste gebrauchte Übersetzung dieses Namens lautet:

„Schule des unbeweglichen Herzens” oder “Schule des wahren Herzens”

Ein Aspekt der Shinden Fudo Ryu ist die „natürliche” Bewegungslehre.  Ziel ist es, sich in den Techniken möglichst natürlich und effizient zu bewegen.   Ähnlich wie die Kukishin Ryu, ist auch die Shinden Fudo Ryu so ausgelegt, dass die Anwendung für den Einsatz auf einem Schlacht-

feld d.h. der Praktizierende trug eine Samurai-Rüstung, (Yoroi) geeignet sind.

 

Mit dem Hintergrund der Anwendung auf dem Schlachtfeld ist zu erwähnen, dass die Shinden Fudo Ryu einige ungewöhnliche Waffentechniken beinhaltet. Dazu gehörten die japanische Kriegsaxt, der japanische Kriegshammer und ein spezielles, für diese Schule typisches Schwert, welches viel größer und schwerer war, als gewöhnliche Schwerter dieser Zeit.

Diese Waffen waren und sind aufgrund ihrer Größe schwierig einzusetzen, wenn man nicht mit einer natürlicher Körperbewegung arbeitet.

 

In dieser Ryu entwickelte sich eine besondere Art des Iaijutsu (Kunst des Schwertziehens & -schneidens). Durch die ungewöhnliche Länge und das Gewicht musste man „mit dem Körper” arbeiten, um das Schwert aus der Schwertscheide zu ziehen; das machte es später jedoch

mit Schwertern normaler Größe viel einfacher und vor allem schneller.

 

Natürliche Bewegungen sind der grundlegende Aspekt dieser Schule. Hier ist es wichtig mit den angeborenen Bewegungsabläufen des Körpers zu arbeiten. Setzt man hier Natur gleich mit dem Umfeld, so besteht das Natürliche darin, auf sein Umfeld angemessen zu reagieren.


Die Techniken der Shinden Fudo Ryu nutzten die Kraft und den Schwung des Gegners, um diesen zu werfen oder zu hebeln.   Es heißt, dass der Erfinder / Gründer des Judo - Kano Jigoro -

in den Techniken der Shinden Fudo Ryu unterrichtet wurde und einige Würfe mit in das Judo

System übernahm.

Die Shinden Fudo Ryu besteht aus zwei Ausbildungslinien  :   Jutai Jutsu und Daken Tai Jutsu.

Schüler der Jutai-Jutsu Linie bekamen keinen Unterricht in dem Bereich des Daken Tai Jutsu und umgekehrt.

Nur Personen, die sich in den Ebenen des Menkyo Kaiden (unbegrenzte Lehrbefugnis) befanden, bekamen die Möglichkeit ebenso in der zweiten Linie ausgebildet zu werden. 

Der jeweilige Soke (Stiloberhaupt) einer Linie hatte somit die Ausbildung und Lehrbefugnis für beide Richtungen, um dadurch die Überliefern an die nächste Generation zu sichern.

 

Jede Linie besteht aus mehreren Ausbildungsebenen.

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